Verschwundene Burgen an Saale-Unstrut
von Dr. Reinhard Pätz

Frühe Burgen an Saale und Unstrut

Schon vor über hundert Jahren gab es Berichte aus der Vergangenheit an Saale und Unstrut. Und Funde zeigen, dass die Region schon vor Jahrhundertausenden von Menschen genutzt wurde. Besonders die alten Griechen und Römer haben einiges erzählt. Ab dem 19. Jahrhundert kamen Märchen und Sagen dazu, in denen die Menschen sich an ihre Vergangenheit erinnerten. Viele der regionalen Sagen aus der Unstrut und der Saale zeigen so, dass viele Geschichten noch für unsere Bedeutsam sein können.


Begonnen soll mit den alten Germanen, die auch an Saale und Unstrut lebten. Diese Germanen wurden von den Griechen und Römern beschrieben, da die Germanen selbst nicht schreiben konnten. Etwa aus dem 1. und 2. Jahrhundert wurden die Germanen südlich des Harzes als Hermunduren beschrieben.
Es entstanden Namen für Orte mit „-a“ als Aue. Als Beispiele sollen die heutigen Orte Bad Bibr-a, Tilled-, Memleben (als Mimileb-a) oder Goseck (als Gonsach-a) etwas diskutiert werden. Die Hermunduren selbst zogen in wärmere Regionen über die Alpen ans Mittelmeer. Aber das Gebiet war für Ackerbau und Viehzucht so bedeutend, dass die weiter nördlich Lebenden doch südlich des Harzes bessere Bedingungen vorfanden. Das waren Angeln und Sachsen aus dem heutigen Schleswig-Holstein und dem westlichen Ostseeraum und die Wangen aus dem heutigen Mecklenburg. Die zogen jedoch nicht nur nach dem Süden, sondern auch dem Westen. Noch heute ist England, Niedersachsen und Mitteldeutschland das Gebiet der Sachsen. Dass das aber schon vor fast zweitausend Jahren so war, wissen die wenigsten. Deshalb wird der erste Punkt das Gebiet der Angeln (und Sachsen) südlich des Harzes etwas näher dargestellt. Besonders die Angeln entstanden nicht nur aufs engste mit dem Ortsnamen „-stedt“ in Verbindung, sondern auch in Burgen (oder Wallanlage in Bad Bibra und/oder Balgstädt. In der Region war Jahrhunderte der Name „Engili gau“.
Die Angeln und die Wangen, die in das Gebiet südlich des Harzes kamen, könnten eventuell mit den verbliebenen Hermunduren zum Namen Thüringen entstanden sein. Das Gebiet vom südlichen Harz bis zum Thüringer Wald und dem heutigen Vogtland und Westerzgebirge wurde schon von den Griechen und Römern so ähnlich bezeichnet. Das Thüringen entlang der der Unstrut steht mit zwei (vielleicht auch mehr) Burgen in Form von Wallanlagen. Der Saga nach zu urteilen war eine Wallanlage des Thüringer Königs „Bisino“ am Haineberg bei Freyburg. Von der Größe her war es als ca. 8 ha ein germanischer Hain. Und die Sage erzählt weiter, das in unmittelbarer Nähe ein Heiligtum der Göttin Freya war. Eine Wallanlage des Sohnes Bisino war der Sage nach beim heutigen Burgscheidungen. Wie der Thüringer Name war, ist unbekannt. Bekannt dagegen ist die Fränkische Bezeichnung „Scidingi“.

Nach den Thüringerngen herrschten die Franken „in Thüringen“. Einige der Wallanlagen der germanischen Thüringer wurden weiter genutzt. So entstand z.B. der Name Burgscheidungen. Andere germanische Wallanlagen und Heiligtümer wurden durch neue ersetzt. Die würden von den Franken als Burgen (an Bergen) neu gestalten. Neben den direkten Bezeichnungen „-burg“ bzw. „-berg“ entstanden oft „-thorphs“ oder Dorfnamen. Oft waren es nicht mehr Wallanlagen, sondern Dörfer der Bauern, Handwerker oder Händlerunterkünfte, die von einer kleinen Burg (nur mit Kämpfern) unterstützt bzw. Beschützt wurden.
Übrigens herrschten die Franken an Saale und Unstrut sehr intensiv. Insbesondere zur Zeit der Karolinger waren sie mit Pippin und seinen Söhnen Karlmann und Karl (dem Großen) hier aktiv. Sie entwickelten ein Schutzgebiet gegen die Slawen entlang der Saale. Ihre Burgen waren aber keine Steinburgen. Als heutige Orte sind Lettin, Halle, Schkopau, Merseburg, Keuschberg (in Bad Dürrenberg), Burgwerben (Teil von Weißenfels), Goseck, Almrich („Altenburg“ in Naumburg), Dornburg, Jena und Saalfelg entlang der Saale bekannt. Dazu gab es eine zweite Reihe von Burgen. Ihre bekanntesten sind Seeburg, Querfurt, Vitzenburg und Burgscheidungen. Die Orte haben oft den Namen „Burg“ demnach in der Karolingerzeit erhalten. Nach den Franken kamen die Sachsen als neue Herrscher. Als Teil der Franken im Osten nannte man sie „Ostfranken“. Allen bekannt sind Heinrich I., sein Sohn Otto I. (der Große) und die Enkel und Urenkel Otto II., Otto III. sowie schließlich Heinrich II. (als Großcousin), die „Ottonen“. Viele Sagen und Märchen erzählen von der Zeit der Ottonen. An Saale und Unstrut gab es auch bei den Ottonen wichtige Burgen. Als Königsorte an der „Goldenen Aue“ sind Allsted als „Tausendjährige Kaiserpfalz“ und Tilleda als Königspfalz bekannt. In den letzten Jahrzehnten ist besonders Tilleda mit einer ehemaligen Burg aus Holz wieder aufgebaut worden. Dagegen ist von der „Tausendjährigen Kaiserpfalz“ Memleben von Heinrich I. und seinem Sohn Otto I. bis heute nicht bekannt, wo diese Pfalz wirklich war. Anders als in Tilleda kann man hier weder eine Burg, sicher zu der Zeit aus Holz und Erdwällen, noch die Größe und Gestalt vorzeigen. Ganz zu schweigen von den Herzen der Ottonen Heinrich I. und Otto I. nach ihrem Tod in Memleben. Während man die Gebeine von Heinrich I. in Quedlinburg und Otto I. in Magdeburg der ganzen Welt erzählt, zeigen nur wenige, dass die Könige in Memleben gestorben und deshalb ihre Herzen dort vergraben wurden.
Für Jahrhunderte war Freyburg an der Unstrut ein bedeutender Ort. In der Nähe wurden Funde schon aus der Jungsteinzeit bis zur Zeit der Römer gefunden. Und es gab auch mehrere Funde von der heutigen Schloßstraße über die Johannisstraße bis zur Eckstedter Ecke. Aber besonders interessant ist, dass man Burgen zu verschiedenen Zeiten kennt. Begonnen hat es mit einer Wallanlage der Thüringer im 5. und 6. Jahrhundert zu den Sagen der Thüringer Könige, besonders Bisino. Während der Frankenherrschaft gab es eine Burg, die „Haldeckenburg“, die den Abzweig zweier Handelsrouten sicherte und kontrollierte. Und schließlich war die „Neuenburg“ eines der bedeutendsten Zentren für die Thüringer Landgrafen für als 150 Jahre. Und die dann zum Schloss umgebauten Herrschaft der Wettiner war bis ins 19. Jahrhundert das „Amt Freyburg“.
Apropos Freyburg. Darüber wird erzählt, dass der Name erstmals in Verbindung mit der Bildung der „Neuenburg“ beschrieben wurde und dass der Ort mit freien Bürgern selbständig, aber in enger Verbindung mit den Herrschern der Neuenburg galt. Eine Stadtgründung kam aber erst zustande, nachdem die Thüringer Landgrafen verschwunden waren und Freyburg durch die Wettiner erstmals 1265 als Stadt erwähnt wurde. Kann es nicht auch sein, dass Freyburg nicht schon Jahrhunderte früher ein Zentrum der Handels- und Heeresstraßen war, die von Frankfurt über die Unstrut in Balgstädt bis hin zur Saale bei Merseburg oder über Weißenfels nach Osten über Leipzig, Görlitz bis Krakau führten. Wahrscheinlich trennten sich die Wege bei Freyburg. Könnte da nicht eine Burg existiert haben, an einer Ecke, an der („Hald-)Ecke“ ? Und war das nicht hier, wo der Weg der
Kommentiert [RP2]:
Frankenheere beschützt und im Bedarfsfall schnell gesichert wurde? Das wussten bestimmt schon die germanischen Thüringer.
Ein weiteres Zentrum, Merseburg, war schon zur Zeit der Franken- und Sachsenherrscher eine der bedeutendsten Burgenorte überhaupt. Weltbekannt sind der Dom und das Schloss Merseburg. Aber wo war die Burg, die zum Namen „..burg“ führte? Heute deuten die Straßennamen „Oberaltenburg“ und „Unteraltenburg“ sicher noch auf die „Alte Burg“ hin. War dort diese Burg, in der die Heinrichs und Ottos gern feierten? Die Jahrhunderte verschwundene Klosterkirche „Petrikloster“ in der Nähe der alten Burg soll 936 von Otto I. selbst begründet worden sein. Zum Glück wird diese Kirche von einem Verein in den letzten Jahrzehnten wieder aufgebaut und hoffentlich von immer mehr Menschen besucht.
Ganz in der Nähe von Merseburg gibt es noch eine verschwundene Burggegend. Der Sage nach gab es einen Ort „Riade“, dort, wo König Heinrich I. die Hunnen 933 besiegt hat. Das belegen mehrere Bücher. Aber war das vielleicht in der Nähe von Merseburg am „Keuschburg“ (heute Bad Dürrenberg)? Die damaligen Ritter hielten sich nur eine Tagestour entfernt dort auf. Oder gab es dort eine Burg, zu der Zeit aus Holz?
Tilleda war Jahrhunderte eine Wallanlage in der Helma-Region, einem Nebenfluss der Unstrut. Die Anlage wurde besonders von den Ottonen und Saliern als Königspfalz intensiv genutzt. Dann verschwand die Königspfalz, da ganz in der Nähe eine Burg aus Stein am Kyffhäuser errichtet wurde. Kaum noch jemand wusste etwas davon. Zum Glück wurde die Geschichte der Königspfalz am Pfingsberg neu entdeckt worden. In den letzten Jahrzehnten ist das Areal nach Untersuchungen ab den 1980-er Jahren errichtet. Weil es für Mitteldeutschland die einzige Anlage eine Burg vor den Steinburgen darstellt, soll es hier mit beschrieben werden.
Eine nächste Burg von Heinrich I. bis zur Zeit Barbarossas war die damals bedeutende Burg „Wallhausen“. Heinrich I. hatte in der Burg Wallhausen seine zukünftige Ehefrau Mathilde geehelicht. Heute ist eine Burg unbekannt, obwohl Otto der Große wahrscheinlich in Wallhausen geboren und als Kleinkind dort erzogen wurde. Nach Heinrich I. haben noch viele weitere Könige bis ins 12. Jahrhundert in Wallhausen Hof gehalten. Auch Friedrich I. Barbarossa. Aber wo war diese bedeutende Burg? Nur die Einwohner wissen vielleicht mehr. Aber weder aus Magdeburg (Otto I.) noch Berlin (Kaisers Kyffhäuser) geht man gern auch nach Wallhausen.
Neben den Ottonen selbst waren auch die Pfalzgrafen der königlichen Sachsen in der Region als Herrscher zugegen, besonders in Goseck. Goseck war u.a. eine der Orte der Grafen des Hassegaus. Goseck ist noch heute in alten Karten zu finden. Als Pfalzgrafen hatten sie sogar den Namen „Graf von Goseck“. Wo aber gab es eine Burg für die Grafen und Pfalzgrafen? Sicher war es, wie zu der Zeit üblich, nicht eine Burg aus Stein, sondern aus Holz. Die Burg der Grafen war jahrhundertelang eines ihrer wichtigsten Aufenthalte. Leider wurde die Holzburg zugunsten einer anderen, neueren Burg an der Unstrut beseitigt. Stattdessen wurde in Goseck eines der bischöflichen Klosterzentren im Auftrag des Pfalzgrafensohnes, dem legendären Erzbischof Adalbert zu Bremen und Hamburg, errichtet. Die neue Burg der Pfalzgrafen war die Burg „Winneburg“, „Wissenburg“ oder „Weißenburg“. Heute wissen nur wenige Besucher in Zscheiplitz, dass es die Burg dreier Pfalzgrafen der Sachsen, nämlich Dedo, Friedrich II. und Friedrich III., wärend der Könige der Salier war. Der Name der Burg als Pfalzgrafenhof ist kaum beschrieben. Damit ist weder eine Burg in Goseck noch eine Burg bei Zscheiplitz zu finden. Anstelle soll der slawische Name „Sci..“ schon damals genutzt wurden sein. Aber warum ist dann noch der Name „Weißenburg“ zu finden? Und genau diese Burg könnte mit dem gesuchten „Vineta“ in der Ostsee in Verbindung stehen. So können „Winne-burg“ und „Vine-ta“ sowie „Wihen-nahte“ die Bezeichnung „Geweihter Ort“ bedeuten und aus der Zeit der Sachsen bzw. des
Erzbischofs Adalbert kommen. Zumindest die „Geweihten Nächte“ sind heute bekannt, als „Weihnachten“.
Mit der Suche nach Burgen in Bad Bibra (1), Balgstädt (2), Freyburg mit Haineberg (3) und Haldeckenburg (4), Burgscheidungen (5), Karsdorf (6), Memleben (7), Tilleda (8), Wallhausen (9), „Riade“ bei Bad Dürrenberg (Keuschberg) (10), Goseck (11), Weißenburg in Zscheiplitz (12) und an der Ostsee als Vineta (13) werden einige mehr oder weniger beschrieben.