Verschwundene Burgen an Saale-Unstrut
von Dr. Reinhard Pätz

Wallhausen – Jahrhundertelang ein Zentrum Mitteleuropas

Wallhausen war vor etwa 1 000 Jahren eines der königlichen Kernzentren südlich des Harzes. Ausgehend von der Endung „-hausen“ gehörte Wallhausen in die Zeit der Franken nach dem Untergang der Thüringer 531. Von der karolingischen Gründung gibt es Hinweise, aber keine Schrift. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 908 als „Walahusun“, einem Haus des „Wala“ im Helmegau. Der Ort war an der alten Heer- und Poststraße südlich des Harzes zwischen Sangerhausen und Nordhausen gelegen. Im Jahr 909 traf sich in Wallhausen der spätere ostfränkische König Heinrich I. mit seiner zukünftigen Gemahlin Mathilde. Hier in der „Veste Walhausen“ bekam Mathilde ein lebenslängliches Eigentum als „Nießbrauch“. Und im Jahr 912 wurde in Wallhausen der spätere König Otto der Große geboren und als kleines Kind dort gelebt. Auch für die Kinder und Enkelkinder war Wallhausen ein wichtiger Ort. So schenkte Otto I., urkundlich in Wallhausen, seiner Schwester, der Äbtissin Mathilde, das Kloster zu Quedlinburg. Das zeigt, dass Wallhausen in der Zeit der Ottonen zwischen 919 und 1024 einer der wichtigsten Aufenthaltsorte der Sachsen war. Und deshalb wurden natürlich Bier und Wein für die freundlichen Stunden hier getrunken. Bis ins Mittelalter war die ganze Region ein Weinzentrum. Heute ist der Wein nicht aus dieser Gegend.  Auch die folgenden salischen und staufischen Könige verbrachten Zeit in Wallhausen. Bedeutsam kamen z.B. Hoftage Friedrich I. Barbarossa 1169 hier in Wallhausen.  Insgesamt 36 Urkunden kamen zwischen 922 und 1169 aus Wallhausen, allerdings mit einer dazwischen nicht genutzten Zeit. 1115 wurde die bis dahin bedeutende Burg durch Heinrich V., dem salischen Herrscher, zerstört. König Heinrich V. brachte besonders gegen die Sachsen Krieg. Übrigens war Ludwig der Springer, Graf in Thüringen und gegen die sächsischen Pfalzgrafen, auf der Seite der Salier. Ludwig errichtete deshalb mit Sangerhausen seine Herrscherform und wurde vom Salier zum Landgrafen. Als die Staufer mit Hilfe der Sachsen an die Macht kamen, wurde auch 1150 eine neue Burg errichtet, die Wasserburg. Und zur Unterstützung eine Martinskapelle. Diese Burg wurde eine der ersten für Friedrich I. Barbarossa. Am Ende Barbarossas, seiner Kinder und Enkelkinder, gab es etwa 13 000 bis 15 000 Burgen. Ein Zehntel sind heute noch vorhanden. Der Rest sind nur noch Ruinen oder  sogar nicht erkennbar. Auch Wallhausen verschwand. 994 hatte Wallhausen noch das Markt-, Münz- und Zollrecht, hatte 1029 noch ein „Oppidum“, ein Stadtrecht mit bürgerlichen Freiheiten. Bis 1331 war die „Veste Walhausen“ noch beschrieben. Dann verschwand das Burgzentrum. 1349 ist es ein „Dorf“, 1437 ein „Flecken“. Die neuen Herrscher waren nicht mehr die Könige und Pfalzgrafen, sondern nur noch kleinere Adlige. Unter ihnen waren die Asseburger, die ab 1414 die neuen Besitzer waren. Die Asseburger kamen ab 1414 aus dem heutigen Niedersachsen an die Macht. Sie ließen ab 1606 bzw. 1613 ein Schloss, das heute noch vorhandene Renaissanceschloss, errichten. Die Bezeichnung „Wallhausen“, bis dahin „Walhausen“, war ein Ort unter vielen.  Nur 1810 gab es noch einmal ein „Städtlein“. Wo die Burg, der Geburtsort Ottos I., eigentlich vorhanden war, ist heute unbekannt. Und es wird komischerweise auch nicht gesagt. Nur noch Magdeburg und Quedlinburg werden hochgelobt .